Autor: Dr. Lóránd Bertók Professor, Doktor der Medizin (MTA), Ehrenprofessor

Titel: Verteidigungsmechanismen in der lebenden Welt - Die Rolle von Endotoxinen in der natürlichen Immunität

Ort des Erscheinens: Ungarische Wissenschaft 2004/10 - Seite 1130

Unter natürlichen Bedingungen - in bestimmten pathologischen Fällen - wird Endotoxin immer aus dem Darm in den Blutkreislauf aufgenommen und löst pathologische Prozesse aus. Unter natürlichen Bedingungen schützen die Gallensäuren den Körper jedoch vor Endotoxinen, die immer im Darm vorhanden sind, indem sie sie in atoxische Teile zerlegen.
Es hat sich außerdem herausgestellt, dass dieser Schutz auch gegen alle Erreger mit einer lipoiden Struktur (z.B. große Viren mit Hüllen) schützt. Dieses Schutzsystem, das auf der reinigenden Wirkung der Gallensäuren beruht, wird als physikalisch-chemischer Schutz bezeichnet.
Eine schwächere oder stärkere Endotoxämie aufgrund von Gallenmangel kann bei der Entstehung verschiedener Krankheiten eine Rolle spielen, wie z.B. septischer Schock, Nierenversagen bei Patienten mit Gelbsucht aufgrund von Gallenwegsobstruktion, Darmischämie, Verbrennungsschock, Strahlenkrankheit, einige endokrine Störungen, Psoriasis, Atherosklerose usw. Daher können Gallensäuren wirksam zur Vorbeugung oder Behandlung einiger dieser Erkrankungen (Nierenversagen, Schuppenflechte) eingesetzt werden.
Es hat sich gezeigt, dass alle Wirkungen, die die Darmschleimhaut schädigen, die Produktion eines Peptids, des Cholecystokinins, reduzieren oder ganz verhindern. Ohne dieses Peptid kann die Gallenblase keine Galle in den Darm entleeren, und in seiner teilweisen Abwesenheit können Endotoxine, die von den zersetzten Bakterien freigesetzt werden, "absorbiert" werden und in den Blutkreislauf gelangen und eine Endotoxämie oder in schwereren Fällen einen Schock verursachen.
Die Untersuchung der physikalisch-chemischen Abwehr, die auf den oberflächenaktiven Eigenschaften der Gallensäuren beruht, und die Erforschung ihrer Details mit modernen Methoden könnte die Grundlage für einen neuen pathologischen Ansatz sein, da sie auch grundlegende Fragen des Cholesterinstoffwechsels anspricht, da Gallensäuren weitgehend recycelte Endprodukte dieses Prozesses sind.